Foto mit freundlicher Genehmigung des Verlages Edition Rieger, Karwe (www.edition-rieger.de)

 

Die Familie Bath – drei Generationen Pfarrer in Langen

 

Es ist – betrachtet man die Genealogien deutscher Pfarrersfamilien – nicht ungewöhnlich, dass Pfarrstellen über mehrere Generationen in einer Familie verblieben. Als Beispiel von vielen ist hier auch die Familie Bath zu nennen, die beginnend mit

  • Georg Leopold Bath (geb. Radensleben 10.4.1767, verst. Langen 29.5.1840, [1] begr. Langen 1.6.1840),
  • seinem Sohn Ludwig Wieprecht Bath
  • und seinem Enkel Gustav Ludwig Leopold Julius Bath

über drei Generationen lang das Pfarramt in Langen inne hatten.

Georg Leopold Bath war – bevor er im Jahre 1800 das Pfarramt übertragen bekam – zunächst als Gouverneur im Berliner Cadettenhaus tätig. [2] Er heiratete in Berlin in erster Ehe am 1.2.1799 die 1774 geborene Christiane Therese Charlotte Justi (verst. Langen 28.1.1806), Tochter des zu Crossen verstorbenen Leutnants Johann Ludwig Justi. [3] Am 17.1.1807 ging er eine zweite Ehe mit Anna Maria Janicke (verst. 27.9.1840) ein.

Georg Leopold Bath selbst war hingegen kein Pfarrerskind; er entstammte einer in der Mark weit verzweigten Familie, die vornehmlich im Bereich der Landwirtschaft als Pächter von Rittergütern oder Inhaber von Kgl. Domänenämtern tätig waren. Diese in der genealogischen Literatur als „Pächterdynastien“ bezeichneten Geschlechter „stellten über mehrere Generationen hinweg Amtleute, bewirtschafteten mehrere Domänenämter oder schafften es, ein Amt über längere Zeit im Pachtbesitz der Familie zu halten. In sozialer Hinsicht zeichnen sie sich neben der Berufsvererbung durch geschlossene Heiratskreise aus. Herausragende Beispiele sind die Geschlechter Bütow und Kienitz, die im Untersuchungszeitraum acht bzw. sieben Generalpächter stellten, Baath, Bayer, Karbe und Stropp mit fünf sowie Fleischmann und Lietzmann mit je vier Amtleuten“. [4]

Er wurde als erstes von sechs Kindern des Pächters des Rittergutes Langen [5] und Kgl. Preuß. Oberamtmannes Joachim Friedrich Bath (Baath) (get. Karwe 21.6.1742, verst. Stöffin 2.12.1814) und dessen Ehefrau (Heirat Radensleben 10.7.1766) Anna Luise Marie Sophie, geb. Schulz (geb. 1736, verst. Langen 9.5.1802) geboren.

 

Exkurs: Zur Herkunft der Familie Baath/Bath/v.Baath:

 

Die Herkunft der Familie Baath/Bath/v. Baath – zu der auch die Langener Baths gehören – ist letztlich nicht eindeutig geklärt. „Die Stammheimat der Baaths lag zwischen Fehrbellin und Radensleben im Ruppiner Lande. Dort am südlichen Ende des Ruppiner Sees lagen die Rittergüter Wustrau (das alte Ziethensche Gut) und Carwe, wo die Baaths als Pachtschäfer, Verwalter und später Gutspächter saßen. Der Legende nach soll die Familie holländischen Ursprungs sein. In der Zeit, als sie Pachtschäfer und Amtmänner im Havelland waren, beteiligten sie sich auch an der Urbarmachung des Rhinluchs. Ursprünglich nicht mit Grundbesitz angesessen, ist sie später zu umfangreichen Gutsbesitz gelangt, besonders im Kreis Lebus. Ein Zweig der Familie ist einige Jahre vor dem ersten Weltkrieg geadelt worden. Soweit sich feststellen ließ, war 1945 nur noch ein Gut, Hohen-Ahlsdorf bei Jüterbog, im Besitz der Familie.“ [6]

 

Die These der holländischen Herkunft der Familie blieb in der Literatur [7] nicht unumstritten. [8] Angeblich stamme die Familie aus der Mark und ließe sich auch schon vor dem Dreißigjährigen Krieg nachweisen, so die Gegenthese. Signifikant ist jedoch, dass sich – zumindest bezogen auf den jetzigen Forschungsstand – Namensträger erst ab der Zeit des Großen Kurfürsten nachweisen lassen. Das ist angesichts der Urkundenlage nicht verwunderlich. Die Mark Brandenburg zählte zu den im Dreißigjährigen Krieg am meisten zerstörten Landschaften, wenn sie auch erst von 1626 in die Kriegshändel mit einbezogen wurde. „Von da ab war sie aber dank der schwächlichen und hinhaltenden Neutralitätspolitik des Kurfürsten 15 Jahre lang fast ununterbrochener Kriegsschauplatz. Durchzugsgebiet und Winterquartier kaiserlicher wie schwedischer Truppen. Erst nach dem Regierungsantritt des Großen Kurfürsten im Jahre 1640 kehrte allmählich Ruhe im Land ein. Im Oberbarnim war bereits 1634 die Bevölkerung um ein Drittel zurückgegangen. In 8 Jahren hatte jede Bauernhufe im Durchschnitt ohne die Durchzugskosten 40-50 Taler an Steuern aufbringen müssen. Und doch brachten die Jahre 1636-1638 erst die schlimmsten Notzeiten für die Mark.... In der Prignitz waren 1652 auf dem Land und in den kleinen Städten 2185 Hauswirte vorhanden. Das sind etwa zwei Fünftel des Vorkriegsbestandes. Nachweislich waren jedoch schon damals 352 Bauern von außermärkischen Gebieten zugewandert, so dass der tatsächliche Verlust 66,6 % betrug. Um 1640, in der tiefsten Notzeit des Krieges, werden kaum mehr als 10 % der Vorkriegsbevölkerung noch im Lande ansässig gewesen sein. Von 5000 Hufnern und Kossäten lebten angeblich noch 373 Bauern ‚ohne Hund und Katze’, die sich kümmerlich von Obst und unnatürlichen Speisen ernähren mußten. 1652 lagen von den 251 Dörfern der Prignitz noch 4 ganz wüst, in 44 weiteren Dörfern saßen im ganzen nur 75 Wirte, von denen überdies 41 zugewandert waren. In keinem dieser Orte waren mehr als 3 Stellen besetzt, so daß auch diese Dörfer (20%) noch als fast wüst bezeichnet werden. In den Städten (Kyritz, Havelberg, Perleberg, Lenzen, Pritzwalk und Wittstock) waren 1640 ebenfalls von 2500 Feuerstellen nur noch 300 (12%) bewohnt. In der benachbarten Grafschaft Ruppin lagen 1652 von 2320 Bauern- und Kossätenstellen noch 1410, also 60 % wüst. 13 Dörfer (14 %) waren völlig verödet, in 15 weiteren Dörfern waren von 277 Hofstellen nur 33 besetzt. Der Flecken Lindow wies nur 44 Untertanen auf, 167 Stellen lagen noch wüst. Auch bis 1665 hatte sich die Einwohnerzahl der Grafschaft nicht nennenswert erhöht. Doch schon 1687 lagen nur noch 265 Höfe (13,3 %) wüst. Aber erst im 18. Jahrhundert wird der alte Bevölkerungsstand annährend wieder erreicht.“ [9]

 

Ausgehend von den Kriegsereignissen im und während des Dreißigjährigen Krieges [10] scheint hingegen die These, dass die Familie aus Holland eingewandert ist, nicht abwegig zu sein. Die in diesem Zusammenhang stehenden Erkenntnisse des vor wenigen Jahren verstorbenen (Landes-) Historikers Prof. Dr. Gerd Heinrich scheinen der Schlüssel für die Lösung zu sein:

 

„Der Aufstieg des Staates beruhte nicht zuletzt auf den mannigfaltigen Maßnahmen zur Hebung der Landeskultur. Seit 1650 wurden in Brandenburg Kolonisten aus aller Herren Länder auf verödeten Dorf- und Hofstellen angesetzt. So verschiedenartig die Herkunft der Zuwanderer bis in das späte 18. Jahrhundert hinein auch war, so hat sich doch dadurch das Erscheinungsbild des Brandenburgers nicht entscheidend gewandelt. Ohnehin kam ein Teil der Zuwanderer aus den gleichen Gebieten, aus denen bereits die Siedler des Mittelalters gekommen waren. Ins Land Löwenberg zogen Leute vom Niederrhein; aus Holstein und Mecklenburg wanderten Siedler in die stark entvölkerte Prignitz ein. Der Große Kurfürst warb nach Friedensschluss Friesen und Niederländer an, die sich bei Deichbauten und in der Milchwirtschaft bewährten (Oranienburg). Daneben hatte besonders Berlin Zuzug von Kaufleuten und Amtsträgern, von Theologen und Soldaten aus den rheinischen Besitzungen des Hauses Brandenburg zu verzeichnen.“ [11]

 

Für die niederländische Herkunft der Familie Baath spricht einerseits, dass für den Zeitraum vor dem Dreißigjährigen Krieg Kirchenbucheinträge in Venlo (NL) zu verzeichnen sind und andererseits – weil die Namensträger Baath in Löwenberg wohl zum ersten Mal urkundlich erwähnt werden – das Einwandererverhalten und die Werbung des Kurfürsten gegenüber holländischen Siedlern bzw. Siedlern aus dem Gebiet des Niederrheins. Ob überhaupt eine Klärung der Herkunft erfolgen kann, ist angesichts der territorialgeschichtlichen Entwicklung Brandenburgs in und nach dem Dreißigjährigen Krieg fraglich: „In der Mark Brandenburg war (...) 1652 nur etwa die Hälfte aller Hofstellen besetzt. Aber auch von diesen Stellen war ein beträchtlicher Teil erst in den letzten Jahren von Landfremden besiedelt worden. In der Grafschaft Ruppin war die fremde Zuwanderung verhältnismäßig gering. Dennoch sind von 561 Bauernfamilien nur 103 und von 283 Kossätenfamilien sogar nur 27 schon am Ende des 16. Jh. in den betroffenen Dörfern nachweisbar. In der Zauche lassen sich von 759 Bauern und Kossäten nur 85 vor dem Krieg feststellen. Im Barnim sind von 29 Erbschulzengütern nach dem Krieg nur noch 6 in der Hand der gleichen Sippe. In Beeskow sind von 479 Bauern, die 1652 ansässig sind, immerhin 238, fast genau die Hälfte, im Dorf selbst geboren. Der Krieg hat also zu einer starken Bevölkerungsverschiebung geführt. Nur wenige Brandenburger Bauergeschlechter können heute noch den Nachweis erbringen, daß sie schon vor dem großen Kriege auf dem gleichen Hofe gesessen haben. Und zunächst hat auch der Frieden zu keiner Sesshaftigkeit geführt. Zu sehr hatte der Krieg alle Bindungen gelöst. Zahlreiche freie Hofstellen lockten, und jeder war geneigt sich in der Fremde oder auch im Nachbardorf einen besseren Hof zu suchen.“ [12]

 

Als urkundlich gesichert erscheinen die Abkömmlinge der Elisabeth Bathe, die in Fehrbellin am 20.10.1673 einen Martin Bathe (Sohn des Jürgen Bathe zu Löwenberg) heiratete.

 

Ihnen wurde in Fehrbellin folgende Söhne [13] geboren:

 

  • Andreas Baath (Karwer Stamm), geb. Fehrbellin 3.1.1682, von 1715 bis 1725/26 Pachtschäfer zu Wustrau, dann desgl. zu Karwe, zuletzt Verwalter des dortigen Rittergutes;
  • Georg Baath (Wustrauer Stamm), geb. Fehrbellin 5.2.1684, zunächst Verwalter des Rittergutes Wustrau als Nachfolger seines Bruders Andreas Baath, dann von 1727 bis 1742 Pächter [14] des Ritterguts Wustrau [15]. Verh. I. Catharina Elisabeth Wesenberg [16] (begr. Wustrau 18.3.1740), Tochter des Jochen Wesenberg (1690 – 1739, begr. Wustrau 14.8.1739), Arrendator zu Wustrau [17] sowie
  • Martin Baath (Radenslebener Stamm), geb. 5.2.1684, verst. nach 1763; seit 1714 Pachtschäfer zu Radensleben, verh. Beetz 2.11.1711 mit Gottliebe Meissner,

 

die sich in kurzer Zeitfolge aus dem Stand kurfürstlicher Pachtschäfer zu Verwaltern der hiesigen Rittergüter (im Besitz der Familien v. dem Knesebeck, bzw. v. Quast und v. Zieten) emporschwingen.

 

Der Großvater des als ersten Vertreters im Langener Pfarrdienst tätigen Georg Leopold Bath war Georg (auch: George, Jürgen) Baath/Bath (geb. Juli 1711, verst. Stöffin 15.9.1783), bis etwa 1740 Schäfer in Karwe, dann bis 1747/1748 Verwalter ebd., dann Verwalter in Radensleben, seit 1764 Pächter ebd., zuletzt Erbpächter zu Stöffin. Er heiratete in Karwe am 27.7.1740 Maria Wernecke [18] (get. Beetz-Sommerfeld 13.2.1711, verst. Stöffin 31.12.1787).

 

Dessen Bruder, Christoph (Simon) Sigismund (geb. um 1712/1713, verst. Rittgarten bei Prenzlau, begr. Rittgarten 14.6.1761) war seit 1750 Pächter des Rittergutes Bechlin und seit 1756 Pächter des Rittergutes Rittgarten. Er heiratete seine Cousine Charlotte Regina Baath (get. Wustrau 20.10.1730) aus dem Wustrauer Stamm der Familie. Ihr Bruder Georg Matthias Baath (get. Wustrau 16.1.1728, verst. Groß Behnitz 10.12.1781, Grabstein an der Kirche in Groß Behnitz) war Pächter des Rittergutes Schlagenthin und seit 1773 Pächter des Rittergutes des Peter Ludwig v. Itzenplitz in Groß Behnitz im Havelland. [19]

 

Aus der Ehe des vorgenannten Christoph Baath mit seiner Cousine Charlotte Regina Baath stammt u.a. der spätere Kgl. Preuß. Amtsrat zu Sachsendorf Carl Friedrich Baath (Rittgarten 17.8.1756, verst. Sachsendorf 3.2.1816). Er übernahm 1781 bis 1794 die Pacht des Gutes Groß-Behnitz von seinem Onkel (bzw. Schwiegervater) bis Peter Ludwig v. Itzenplitz mündig wurde. [20] In Folge pachtete er 1792 die durch Cession der Charlotte Maria Karbe, geb. Müncheberg angefallene Domäne Sachsendorf. Er muss mit dieser Pacht gut verdient haben, denn bereits 1802 erwirbt er mit den Pflichten eines Erb- Lehn- und Gerichtsherr das Gut Behlendorf. Nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel ließ er das Gutsgebäude umbauen [21] und erwarb sich als eines der engsten Mitarbeiter des Staatsrates Albrecht Daniel Thaer [22] hohe Verdienste um den Aufbau der modernen Landwirtschaft. Verheiratet war er in erster Ehe – wiederum mit einer Cousine – nämlich mit Johanna Christine Henriette Baath (geb. 1759, verst. Sachsendorf 21.7.1796) aus dem Wustrauer Stamm der Familie.

 

Die Baths/Baaths gehörten zu einer Gruppe „von ca. 35 bis 40 Geschlechtern, die man als Pächterdynastien bezeichnen kann. Sie stellten über mehrere Generationen hinweg Amtleute, bewirtschafteten mehrere Domänenämter oder schafften es, ein Amt über längere Zeit im Pachtbesitz der Familie zu halten.“ [23] Deutlich wird dies an den Verbindungen zur Familie Karbe, die mit der Tochter Anna Magdalena (geb. 1713/14, verst. Malchow bei Berlin 18.51762) des aus dem Radenslebener Stamm stammenden Martin Baath (s.o). ihren Anfang nahm. Sie heiratete in Zühlen am 15.11.1730 den Arrendator, Erb- und Gerichtsschulzen zu Zühlen Johann Christian Karbe (verst. Wüste Sieversdorf/Kr. Lebus 26.1.1770). „Die aus der Gegend von Rheinsberg stammende Familie Karbe gehörte zu den bekanntesten bürgerlichen Landgeschlechtern der Mark Brandenburg. In den 200 Jahren zwischen 1740 und 1940 befanden sich in ihren Händen bis zu 61 Güter (26 Ritter- oder andere Güter als Eigentum, 18 Domänen, Schulamts- sowie 17 sonstige Güter als Pachtung hauptsächlich in den Uckermark, im Lebuser Land und im Barnim. Das Ehepaar Joh. Chr. Karbe (1705/70) und Anna Baath (1713/1762) hatte acht Söhne, die 1770–1800 30.000 Morgen bewirtschafteten und es danach bis 1840 auf 50.000 Morgen brachten, wodurch eine bürgerlich-‚bäuerliche’ Latifundienwirtschaft entstand.“ [24]

 

Signifikant für die Pächterdynastien waren sogenannte geschlossene Heiratskreise, vornehmlich ein hoher Anteil von Cousin- und Cousinen-Heiraten. [25]

 

„In sozialer Hinsicht zeichnen sich die Familien durch Berufsvererbung, geschlossene Heiratskreise und große Bodenständigkeit aus. Sie pflegen zum bürgerlichen Honoratiorentum, insbesondere den Amtsträgern in der Finanz- und Domänenverwaltung gesellschaftliche und familiäre Beziehungen. Ein Konubium mit dem Landadel ist nicht in größerem Maße feststellbar. Es besteht zwar von Seiten des Adels wohlwollende Anerkennung und Respekt vor den Leistungen der bürgerlichen Unternehmer, aber eine persönliche Distanz. Verallgemeinernd lässt sich feststellen, daß der Pächterberuf im 18. Jahrhundert eine Plattform für einen Aufstieg in sozialer, rechtlicher und finanzieller Hinsicht darstellt:

 

  • in sozialer Hinsicht durch den Aufstieg in die Schicht stattlicher Funktionsträger, die mit Herrschaftsrechten ausgestattet ist und ein hohes Sozialprestige auf dem Lande besitzt,
  • in rechtlicher Hinsicht durch die Überwindung von geburts- und funktionsständischen Schranken innerhalb der absolutistischen Gesellschaftsordnung, z.B. für Bauern durch die Möglichkeit sich aus der gutsherrlichen Bindungen zu lösen, z.B. für Bürgerliche durch die Möglichkeit, das Verbot des Rittergutsbesitzes zu umgehen und ihr Geld dennoch gewinnbringend in ländlichem Grundbesitz zu investieren,
  • in finanzieller Hinsicht in der gewiß nicht risikolosen Chance, durch die effektive Nutzung der auf Zeit zur Verfügung gestellten Produktionsmittel, hohe Gewinne zu erwirtschaften.

Die Pächter arbeiten zwar unter feudalen Produktionsverhältnissen, ihre unternehmerischen Strategien und die wirtschaftliche Nutzung der Ämterressourcen sind jedoch wichtige Schritte auf dem Weg zum Agrarkapitalismus des 19. Jahrhunderts. Dabei zeigt ihr Verhalten, je nachdem, ob die protektionistische Wirtschaftspolitik sie schützt und ihnen Vorteile sichert oder die Produktionsverhältnisse die Gewinnerzielung behindern, retardierende oder progressive Züge“ [26]

 

Wenn eingangs von einer gewissen Kontinuität in der berufsständischen Entwicklung des Pfarrers gesprochen wurde, so trifft diese in besonderer Weise und gerade vor dem Hintergrund des familiären Umfeldes auch für die jeweilige Berufswahl und Heiratskreise der Kinder in den drei Generationenfolgen der Familie Bath in Langen zu. Die Berufswahl der Kinder pendelt zwischen dem geistlichen Amt und der hervorgehobenen Tätigkeit in der Landwirtschaft.

Aus der Ehe des eingangs genannten Georg Leopold Bath und der Charlotte, geb. Justi entstammen fünf Kinder, von denen der zweitgeborene Sohn im Kindesalter verstarb. Die noch in Berlin am 18.2.1800 geborene Tochter Emilia Charlotte verstarb bereits drei Tage nach der Geburt am 21.2.1800. [27] Die sodann älteste Tochter Constanze Paula Ulrike (geb. 9.1.1801) heiratete am 17.2.1832 Fritz Beuster, Stadtrat zu Neuruppin; das dritte Kind Blandine Ulrike Friederike Dorothea (geb. 21.4.1804) heiratete am 10.4.1839 [28 ] den in Seehausen im Jahre 1802 als Sohn eines Predigers geborenen und am 17.9.1867 verstorbenen Karl Wilhelm Klaeden, seit 1855 Inspektor am Schindlerschen Waisenhaus, vordem 1. Pfarrer an der Hofgerichtskirche. Heinrich Leopold Bath [29], in der Gemeinde Dünnow und dem Filialort Saleske bei Stolpmünde in Pommern als Pfarrer eingeführt und dort von 1837 bis 1864 tätig, heiratet im Alter von 26 Jahren am 16.6.1837 in Fehrbellin Hermine Caroline Hamel, Tochter des Stadtarztes zu Fehrbellin, Dr. Carl Wilhelm Hamel.

Den geistlichen Beruf wählt aber auch das erste Kind des Georg Leopold Bath aus dessen zweiter Ehe. [30] Georg Heinrich Franz (geb. Langen 18.9.1808, get. 5.10.1808, verst. 22.7.1888). Von 1841 an amtiert er als Pfarrer in Großberge und wird dort am 1.4.1883 emeritiert. In Großberge heiratet er am 21.4.1857 Karoline Charlotte Christiane Wilhelmine Piehl, Tochter eines Mühlenbesitzers.

Ludwig Wieprecht Bath geb. in Langen am 20.1.1806 und dort am 11.3.1806 getauft – das fünfte Kind aus der ersten Ehe seines Vaters – wird der zweite Pfarrer aus der Familie in Langen.

Er heiratet am 7.7.1837 im Alter von 31 Jahren in Lenzen Julia Maria Albertine Thusnelda Bräunlich (geb. 29.7.1816, verst. Langen am 13.8.1870), Tochter des Johann Ludwig Albrecht Bräunlich, Land- und Stadtrichter zu Lenzen und dessen Ehefrau, Friederike Albertina, geb. Beuster. In die Amtszeit von Ludwig Wieprecht Bath fällt der Bau der Stüler-Kirche, an deren Gestaltung er gemeinsam mit dem Patronatsherrn v. d. Hagen wesentlichen Anteil hat. Im Alter von 68 Jahre verstirbt er in Langen am 4.3.1873 und wird dort am 7. 3.1873 bestattet.

Aus dieser Ehe entstammen sieben Kinder, von denen das dritte – Anne Helene Blandine Franziska – unverehelicht bleibt und das letzte Kind, Johann Ludwig Albrecht Wieprecht im Kleinkindalter verstirbt.

Das sechste Kind – Gustav Ludwig Leopold Julius Bath – wird der in der Generationenfolge dritte Pfarrer aus der Familie, der in Langen das geistliche Amt versieht.

Bei den weiteren vier Töchtern des Langener Pfarrers Ludwig Wieprecht Bath spiegelt sich in der Wahl der Ehepartner sowohl die Herkunft der Familie als auch das ausgeübte geistliche Amt wider.

  • Emilie Albertine Charlotte Luise (geb. 22.5.1838, verst. Zoppot 2.8.1918) heiratet in Langen [31] am 28.5.1861 Georg Carl Philipp Stromeyer (geb. Förste bei Osterode im Harz 24.6.1826, verst. Zoppot 19.5.1913) war Gutsbesitzer zu Bienenwalde und später Bürgermeister in Rheinsberg;
  • Julie Marie Auguste Albertine (geb. Langen 14.6.1841, Neuruppin 25.12.1907) heiratete am 19.11.1869 in Kremmen den Kgl. Preuß. Leutnant und Amtsrat auf der Domäne Grabitz in Posen, Friedrich Wilhelm Ernst Grünthal;
  • Pauline Philippine Marie (geb. Langen 25.11.1844, get. Langen 10.12.1844, verst. Neuruppin 21.6.1907) heiratete am 7.9.1883 in Hammelspring Ernst Julius Hermann Steudener, Gutsbesitzer zu Hammelspring und
  • Martha Johanna Sophie (geb. Langen 28.12.1847, get. Langen 14.2.1847) ging am 28.5.1875 in Zühlen bei Neuruppin die Ehe mit ihrem Cousin Erdmann Moritz Max Beuster (geb. Lenzen 10.12.1842), Pfarrer zu Zühlen, 1879 zu Markersdorf bei Guben, 1882 zu Wronke bei Posen, dann zu Liegnitz, ein.

Mit Gustav Ludwig Leopold Julius Bath (geb. Langen 22.1.1850, get. Langen 8.3.1850, verst. Neuruppin 25.4.1925 und beerdigt in Langen) endet in dritter Generationenfolge die Tätigkeit der Familie Bath als Pfarrer in Langen.

 

Gedenktafel an der Langener Friedhofsmauer

 

Er heiratete am 17.5.1878 seine Cousine Bertha Adolphine Marie Elise Steudener (geb. Wustrau 20.8.1852, verst. Langen 11.9.1914), Tochter des am 1.1.1809 in Wustrau geborenen Carl Gustav Adolph Steudener, [32] Pfarrer in Wustrau und dessen Ehefrau Emilie Henriette Wilhelmine, geb. Becker.

Grabstätte Steudener auf dem Friedhof in Wustrau 

 

Der Ehe entstammen drei Kinder:

  • Julia Emilie Gertrud (geb. Rosenwinkel 23.8.1880), verh. Langen 16.4.1918 mit Ernst Beuster, Kammergerichtsrat, Kgl. Preuß. Hauptmann der Res.;
  • Adolph Ludwig Wilhelm (geb. 11.9.1881), Kgl. Preuß. Major;
  • Ernst Julius Erich (geb. Rosenwinkel 13.5.1885), Rittergutsbesitzer zu Stöffin, Kgl. Preuß. Hauptmann.

 

 

(Dr. Martin Möllhoff-Mylius, Jan. 2018)

 

[1] KB Langen, Verstorbene des Jahres 1840.

[2] Jahrbücher der preußischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten, Jahrgang 1800, Zweiter Band, May, Juny, July, August 1800, S. 741.

[3] Schwester der Christiane Therese Charlotte Justi: Luise Eleonore Justi, gest. ca. 1776, verst. Langen 2.2.1834, KB Langen Gestorbene Juni, September, November, Dezember 1833, Februar, März, April des Jahres 1834 Nr. 364.

[4] Werner Heegewaldt, „Wie führt der Teufel zum Beamten den Canonicus?“ – Herkunft, Bildung und Karriereweg brandenburgischer Domänenpächter im 18. Jahrhundert, in: Machtentfaltung über adligen und fürstlichen Grundbesitz in der Frühen Neuzeit, Hrsg. von Heinrich Kaak und Martina Schattkowsky, Köln 2003, S. 177-194, S. 182 ... „Weitete man den hier nur auf die Generalpacht von Domänen fokussierten Blick auf andere Arten von Pachtgütern aus und bezöge benachbarte preußische Landesteile ein, vergrößerte sich die Zahl noch erheblich. Im Einzelfall gelang es den Familien bis zu einer Dauer von hundert Jahren die Pacht zur Familienpfründe auszugestalten. So lange wirtschaftete die Prignitzer Familie Stropp auf dem Amte Zechlin und sogar 130 Jahre auf der damit verbundenen Glashütte. Die Karbes nutzten 96 Jahre lang Gramzow/Uckermark und daneben noch Chorin und das Joachimsthalsche Schulamt Neuendorf, die Kienitz 61 Jahre das Amt Friedrichsthal bei Oranienburg und die Familie Bütow über 50 Jahre hinweg die beiden Ämter Storkow und Stahnsdorf. Abgesehen vom Pächterelternhaus bietet sich ein vielgestaltiges Bild sozialer Herkunft aus den unterschiedlichsten Berufen und Schichten. Als wichtigste Gruppen sind die landesherrliche und städtische Beamtenschaft (zusammen 14%), die Pfarrer (9 %) und die Gewerbetreibenden (7 %) zu nennen. Bei den landesherrlichen Amtsträgern (10,5 %) sind hierarchisch gesehen die mittleren und unteren Beamten (z.B. Sekretäre, Steuereinnehmer, Förster etc.) am stärksten vertreten. Dies gilt um so mehr als die hier getrennt erfassten Generalpächter aus demselben Elternhaus (67 oder 22 %) auch zur Gruppe der subalternen landesherrlichen Amtsträger gehören, auch wenn sie ihre Doppelfunktion als Amtleute und Landwirte eine Sonderrolle einnahmen...“Ders.: S.184: „Die Domänenpächter aus der bäuerlichen Bevölkerung sind zwar mit unter fünf Prozent quantitativ von nur geringer Anzahl. Aus ihnen rekrutierte sich aber ein wesentlicher Teil der Pächterdynastien, die über mehrere Generationen hinweg in Zeit- später auch Erbbesitz auf dem Lande ansässig waren. Entsprechende Beispiele (BAATH, Bayer, Karbe) wurden bereits genannt. Differenziert man die bäuerliche Herkunft weiter nach Besitzverhältnissen der Bauerngüter, so zeigt sich daß vor allem Inhaber guter Besitzqualitäten wie z.B. Lehnsschulzen und Erbkrüger unter den Domänenpächtern zu finden sind. Aber auch Müller, Pachtschäfer und in geringem Maße auch Inhaber kleinerer Bauerngüter schafften es durch Kreditaufnahmen, Kommissionsgeschäfte und das typische ‚Hochpachten’ von kleineren zu immer größeren Gütern in Besitz eines Domänenamtes zu kommen. Da die Herkunft gerade in dieser Gruppe nur sehr schwer zu ermitteln ist, muß mit einer entsprechenden Dunkelziffer gerechnet werden...“ Ders. S. 185: „Zur Bildung. Die Bildung der Pächter war vor allem eine praktische und empirische. Die angehenden Landwirte erwarben ihre Kenntnisse und Erfahrungen auf den Pachtgütern ihrer Eltern und Verwandten oder durch mühsame und lange Lehrjahre als Wirtschaftsschreiber, Amtsaktuare und Administratoren, bevor sie sich selbst in kleineren Pachtungen versuchten, seien es nun Amtsvorwerke oder adlige Güter. ...“ Ders. S. 186: Eine Auswertung der Matrikel der Landesuniversitäten Frankfurt (oder) und Halle (Saale), sowie umliegender Territorien (FN 20: Überprüft wurden die gedruckten Matrikel von Erlangen, Erfurt, Frankfurt (oder), Göttingen Greifswald, Halle (auch die handschriftliche Matrikel von 1742 – 1800 im Universitätsarchiv), Helmstedt, Jena (edierte Matrikel bis 1764), Leipzig, Königsberg/Preußen, Rostock und Wittenberg) ergab, daß für ungefähr ein Viertel (77) der Domänenpächter ein akademisches Studium nachweisbar ist. Die Rechtswissenschaften dominieren als Studienrichtung (41 oder 53 %) unter den akademisch gebildeten Beamten, gefolgt von der Theologie (11 oder 14 %). Bei 30 Prozent der Studenten (23) enthalten die Matrikeln keinerlei Angaben über die Studienrichtung. Über die Zahl der Studenten, die ein kameralwissenschaftliches Studium absolvierten, lässt sich auf Grund der Matrikeln keine verlässliche Aussage machen. Die beiden Universitäten Frankfurt (Oder) und Halle (Saale) verfügten zwar sein 1727 über entsprechende Lehrstühle, und die Domänenverwaltung bildete einen zentralen Lehrinhalt, die Kameralia erscheinen aber nur selten als eigenes Immatrikulationsfach und sind daher statistisch wenig fassbar...“

[5] Positiv erwähnt wird Joachim Friedrich Bath von Carl August Frost (1816-1873), Hundertjährige Geschichte des mittleren nördlichen Rhinbruches, Neuruppin 1866, Neudruck Berlin 2010, S. 12: „Kap. VII. Für die am höchsten belegenen Theile des Bruchs von Wustrau und Langen war 1768 der Zustand der Moorgrundstücke wohl erträglich, und der Graswuchs war gleichmäßig gut, denn die sich nur geringe senkende Oberfläche lag 3 bis 4 Fuß höher, als die Grundstücke neben dem Mittelrhin (V.c.) un dem Grenzrhin (V.d). Beide Flüsse waren wohl im Stande, das bei Wustrau und Alt-Friesack dem Bruche zugeführte Wasser, auch das Niederschlagwasser, in geeigneter Tiefe von Wustrauer Grundstücken zu entfernen und bis d. zu führen, Von dort ab versumpfte es nicht nur die Grundstücke von Tarmow, Stand und Amt Fehrbellin, sondern setzte sie auch bei Gewitter-Regen ganz unter Wasser. Lungenfäule und Lungenseuche wiederholten sich in kurzen Zwischenräumen. In folge der Klagen hierüber wurden die zu d. und e. erwähnten Gradestechungen verfügt und von 1768 bis 1771 ausgeführt. VIII. Inzwischen hatten schon vor 1768 die Interessen des Neukammer- und Redern-Luches Beschwerde geführt, daß der Wasserstand im Bütz-See zu hoch geworden sei, um das von den Feldern dem Neukammer-Luche zugeführte Niederschlagswasser in nöthiger Tiefe abzuführen. Statt nun den verfallenen Lauf vom alten Rhin nach dem Cremmenschen See und von dort nach der Havel bei Oranienburg in besseren Stand zu setzen, wurde auf Kosen der Grundbesitzer auf kürzerem Wege ein ganz neuer Graben vom Bütz-See nach dem neuen Rhin (der jetzt ganz zugewachsene Bütz-Graben) in das Unterwasser der Wustrauer Mühlen geführt. Allerdings hatten auch die zunächst am Bütz-See und Linumer Rhin belegenen Wustrauer Wiesen zu der Zeit durch Nässe gelitten, wenn der Bütz-See duch Regenwaser im Sommer hoch gestiegen war. Hierdurch veranlasst, gestattete Wustrau nicht nur die Anfertigung des Bütz-Grabens und gab die dazu erforderlichen Grundstücke unentgeltlich her, sondern trug sogar, gleich den Interessenten des Neukammer- und Redern Luches, zu den Grabungskosten bei. Dies war bei Wustrau ein großer Irrthum, den der Guts-Pächter Baath zu Langen aufzuklären vergeblich strebte. Er stellte schriftlich dar, daß der Wustrauer und Langensche neue Rhin nicht geeignt sei, die durch den nur kurzen Graben ihm zuströmende Wassermasse mit abzuführen, und daß dadurch das Viehsterben von Tarmow und Fehrbellin nach Wustrau und Langen würde verlegt werden. Leider ist dieses, wie die spätere Geschichte ergeben wird, bei Wustrau nur zu sehr eingetroffen; Langen wurde nicht so sehr betroffen, da die Gradestechung des alten Rhins von der Fehrbelliner Amtsbrücke bis zum Fehrbelliner Damm den Abfluß vom Langenschen breiten und graden Theile des neuen Rhins schneller beförderte.“

[6] Harald Richert, Brandenburgische Landwirtschaftsgeschlechter und ihre genealogischen Verflechtungen, in: Archiv für Sippenforschung, 32. Jahrgang, Heft 22, Mai 1966, S. 504-515 (507, 508).

[7] Alfons-Sieghart v. Pawel-Rammingen, Baath, Bath, v. Baath, in: Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 160, 3. Brandenburger Band, Limburg an der Lahn, 1972, S. 1-100, (S. 1- 2): „Die Familie stammt aus der Mark Brandenburg, wo sie schon vor dem Dreißigjährigen Kriege urkundlich erwähnt wird. Die Überlieferung, daß sie aus England oder Holland eingewandert sei, ist falsch.“ Anzumerken ist hier jedoch, dass gerade keine urkundlichen Nachweise genannt werden.

[8] Sowohl Alfons-Sieghart v. Pawel-Rammingen als auch Harald Richert (1921-2009) sind Baath-Abkömmlinge; zu Letzterem s. Blaue Liste der Familie Karbe, hrsg. vom Karbeschen Familienverband – Stand 2012. Harald Richert entstammt in 7. Generation dem Ahnenpaar Johann Christian Karbe und seiner Ehefrau Anna Magdalena Baath.

[9] Günther Franz, Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, in Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte, Band 7, Herausgegeben von W. Abel und G. Franz, 4. neu bearbeitete und vermehrte Auflage, Stuttgart, New York 1979, S. 20, 21.

[10] Gerd Heinrich, Geschichtliche Einführung, in: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd. 10, Berlin und Brandenburg, hrsg. von Gerd Heinrich, S. LVI, Stuttgart 1985: „Unter dem Tode Gustav Adolfs (16.11.1632) verlagerte sich das Kriegsgeschehen erneut in die Mark. Kaiserliche Truppen drangen gegen die Neumark vor. Unter dem Einfluß Schwarzenbergs, der nunmehr als Diktator in Spandau residierte, schloß der Kurfürst 1635 den Prager Frieden und trat an die Seite des Kaisers. 1635 gelang es den Schweden unter Marschall Banér bei Wittstock, das um ein Viertel stärkere sächsisch-kaiserliche Heer (22000 Mann) zu zerschlagen und aus der Mark zu werfen. Der Kurfürst versuchte sich zwar der Schweden zu erwehren, zumal ihm diese die Erbfolge in Pommern, dessen letzter Herrscher 1637 gestorben war, vorenthielten. Gleichwohl beherrschten in den folgenden Jahren, von Spandau aus und Küstrin abgesehen, der kaiserliche General Gallas und Banér das Land. Georg Wilhelm zog sich ohnmächtig nach Königsberg zurück. Zwischen 1635 und 1640 wurden mehr Dörfer niedergebrannt und Menschen getötet und vertrieben, als während aller übrigen Jahre zusammen. Berlin sank auf den Stand eines halbverfallenen Ortes von höchstens 6000 Einwohnern (um 1640) herab. Die Mark verelendete am stärksten in den Durchzugs- und Randgebieten wie Prignitz, Ruppin und Uckermark. Der Bevölkerungsverlust bei Kriegsende durch Tod und Flucht ist auf fast 50% zu veranschlagen.“

[11] Heinrich, Geschichtliche Einführung, a.a.O. S. LXI.

[12] Günther Franz, Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, in Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte, Band 7, Herausgegeben von W. Abel und G. Franz, 4. neu bearbeitete und vermehrte Auflage, Stuttgart, New York 1979, S. 94ff: „. In allen märkischen Landesteilen finden sich zahlreiche Zuwanderer, die aus dem gleichen Kreis oder doch aus der Mark stammen. In Beeskow stehen den 238 am gleichen Ort geborenen 232 Ortsfremde gegenüber. Doch von diesen sind wieder 153 im Kreis geboren. 27 weitere stammen aus der Mark und nur 62 kommen von jenseits der Landesgrenze. Das Teltower Dorf Brusendorf liegt 1652 fast wüst, nur 1 Stelle ist besetzt, doch 15 Brusendorfer lassen sich anderwärts in Teltow nachweisen. Auch in den folgenden Jahrzehnten wechselten die Neusiedler noch häufig die Stelle. Im Amt Altruppin weist ein Erbregister aus dem Jahr 1654 schon starke Verschiebungen in den Besitzernamen gegenüber dem Landreiterbericht von 1652 auf. In 11 Dörfern der Prignitz finden sich 1700 nur noch 27 Sippen, die hier bereits 1652 ansässig gewesen sind. Auch im Ruppinischen ist der Besitzerwechsel in dem halben Jahrhundert nach dem Krieg kaum geringer als in dem Kriege selbst. In der Herrschaft Cottbus, die überhaupt vom Kriege nur wenig betroffen wurde, liegen auch in dieser Hinsicht die Verhältnisse günstiger. Auch wenn man von den häufig vorkommenden Namen (Lehmann, Noack, Krüger, Schulz) absieht, sind doch in 600 Fällen in denen Dörfern noch heute die gleichen Sippen ansässig wie 1652, ohne daß die Kontinuität im Hofbesitz geprüft werden könnte. Gewiss wechselte die Dorfbevölkerung auch schon im 16. Jahrhundert häufiger die Stelle, als man gemeinhin annimmt, aber während des Krieges nahm der Wechsel doch viel größeren Umfang an. In Tremmen bei Brandenburg sind von den Familiennahmen der 42 Besitzer des Jahres 1680 nur 6 schon 1625 am Orte nachweisbar. Von den damaligen 27 Namen waren aber 15 schon 1570 anzutreffen. In den Landreiterberichten, die uns am besten über die Wiederbesiedlung der Mark Aufschluß geben, sind alle, die irgendwelchen Herren in den letzten Jahrzehnten Kriegsdienste geleistet hatten, besonders aufgeführt. Es sind 441 Männer (Anm: in Priegnitz, Ruppin, Barnim, Zauche und Teltow). Die meisten von ihnen (176) hatten dem König von Schweden gedient, nur 132 dem Kurfürsten, 49 dem Kaiser, 32 Dänemark, die übrigen irgendwelchen Fürsten innerhalb oder außerhalb des Reiches. Viele hatten mehrere Herren gehabt, ein Prignitzer Bauer hatte nacheinander Polen, Spanien, Venedig, dem Kaiser und Bayern gedient. Der Schulze von Vielitz (Ruppin) war ein Thüringer, der unter den Kaiserlichen Kapitänleutnant, unter dem König von Spanien Fähnrich, dann wieder Kapitänleutnant bei Kursachsen und dem Herzog Franz Albrecht von Lauenburg gewesen war. Kein Wunder, daß solche Kriegsknechte nicht sofort sesshaft wurden. Die meisten von Ihnen waren gebürtige Brandenburger, 84 stammten aus anderen deutschen Landschaften...“

[13] Angaben nach Pawel-Rammingen, a.a.O.

[14] Siehe hierzu: Takashi Iida, Ruppiner Bauernleben 1648-1806, Studien zur brandenburgischen und vergleichenden Landesgeschichte, Bd. 3, Berlin 2010, S. 41: „Trotz der geringen Ausdehnung der Wustrauer Herrschaften wurden sie zeitweilig verpachtet. Die Verpachtung des Zietenschen Gutes hing vor allem mit den Militärdiensten von Hans Joachim von Zieten zusammen, der mit Erfolg zum preußischen Husarengeneral aufstieg. Als er 1726 wegen der Ernennung zum Leutnant zu seinem neuen Regiment aufbrechen musste, wurde zum ersten Mal ein Pächter angeworben. Nachdem der Pachtvertrag mit Michael Fullgrapp gescheitert war, weil sich dieser beim Antritt als zahlungsunfähig erwies, nahm 1727 der ‚Verwalter’ Bath das Gut in Pacht. Von da an bewirtschaftete er das Gut durch eine sechsjährige und drei dreijährige Pachtperioden, also insgesamt fünfzehn Jahre lang, mit größtem Erfolg. Die Pachtsumme betrug beim ersten Vertrag mit Bath von 1727 400 rt, wurde aber bei der Erneuerung seiner Pacht 1733 auf 450 rt und dann im Jahr 1739 auf 500 rt gesteigert. Dieser Fall sieht um so glücklicher aus, weil damals besonders auf en Rittergütern infolge des angewandten Prinzips des Meistbietenden eine ziemlich starke Fluktuation unter den Pächtern herrschte, was sich retardierend auf die landwirtschaftlichen Fortschritte auswirkte, in dem jeder Pächter Raubbau betrieb und alle Kosten, der Rückfluss während seiner kurzen Pachtzeit nicht gesichert war, vermied. Als Nachfolger des Zietenschen Pächters Bath wurde 1742 Levin Heinrich Kaphengst angenommen, er konnte aber seine Stellung nicht länger als drei Jahre halten. Der Hauptgrund scheint im Folgenden bestanden zu haben: Von der Frau von Kaphengst war bereits vor dem Pachtantritt bekannt, dass sie ‚üble Gewohnheit hatte als den Tabak zu rauchen’. Und sogleich zeigten sich ihre Sitten noch gröber und unwirtschaftlicher, in dem sie nicht nur beim Antritt und an den zwei folgenden Tagen ‚gänzlich in Branntwein besoffen’ war, sondern auch sonst oft selbst nach dem Krug ging. Nach der kurzen Pacht vom Levin Heinrich Kaphengst verzichtete von Zieten trotz des auch in der Friedenszeit anstrengenden Regimentsdienstes auf Pächter.“ Der Vorgang ist auch bei G.D.L. Beuster, Das Dorf Wustrau in topographischer, statistischer und historischer Hinsicht, beschrieben und zusammengetragen aus älteren und neueren Urkunden der herrschaftlichen Registratur, Wustrau, um 1800, aufgenommen; hier schwankt die Namensschreibung zwischen Bath und Baath.

[15] Heinrich Kaak, Die Gutsherrschaft, Theoriegeschichtliche Untersuchungen zum Agrarwesen im ostelbischen Raum, Berlin, New York 1991, S. 113 ff. unter Bezug auf Carl Brinkmann, Wustrau. Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte eines brandenburgischen Rittergutes (= Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen, hrsg. von G. Schmoller, Heft 155, Leipzig, 1911): „Aus den Aufzeichnungen des 18. Jahrhunderts lassen sich die Besitzverhältnisse von 1525, dem Zeitpunkt, an dem die Familien v. Zieten und v. Lohe ihre Lehnsbriefe erhielten, näher bestimmen. So ergibt sic, daß das Dorf im 16. Jahrhundert zwar auf 52 Hufen anwuchs, daß aber den drei Ritterwirtschaften davon nur noch 20 gehörten, während es jetzt 32 Bauernhufen gab. Der Rückgang der Gutswirtschaftshufen sei vor allem durch die untypische Umschichtung des Zietenschen Besitzes verursacht, für die Brinkmann aber keine Erklärung geben konnte. Bis zum Dreißigjährigen Krieg scheint das aus den Gutswirtschaften erbrachte Einkommen für die adligen Familien ausgereicht zu haben. Brinkmann stellte zwar gewisse Steuerrückstände fest, die Abgaben können aber ‚drückend nicht gewesen sein. Alles in allem müssen die Wustrauer Rittergüter innerhalb der bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung selbst gegen eine hohe Belastung durch gesteigerten Aufwand widerstandsfähig gewesen sein’ (Brinkmann S. 37 ff.). Seit 1626 erlitt Wustrau mehrfach schwere Kriegsverwüstungen. 1638 wurde es völlig eingeäschert und blieb jahrelang wüst; erst 1648 waren wieder eine Bauern- und eine Kossätenstelle besetzt. Die Familie v. Lohe verließ Wustrau, und die beiden anderen adligen Familien waren hoch verschuldet. Auch nach dem Krieg kehrte in diesen Gebiet keine Ruhe ein, denn 1675 wurde durch den Einfall der Schweden der Aufschwung empfindlich gestört. Als 1687 die Katasterrevision vorgenommen wurde, waren immer noch 14 der 22 Untertanenhöfe wüst, und auch im Jahr 1700 konnte Wustrau laut Schoßregister die Steuersumme nicht zahlen. Erst mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts vollzog sich ein wirklicher Aufschwung, Eine Aufstellung von 1714 zeigt, daß die Familie v. Zieten lediglich einen Zweihufenhof nicht besetzt hatte. Da es an Arbeitskräften mangelte, versuchte man, neue Untertanen mit günstigen Bedingungen zu gewinnen; die verliebenden dagegen belastete man aufs äußerste. Die nichtzietenschen Besitztümer wurden 1756 durch Kauf vereinigt. Unter der Käuferin, einer Frau v. Dossow, begegnet in Wustrau zum ersten Male ein Element von moderner Großgutswirtschaft, das eben jetzt bei der Vereinigung zweier kleiner Rittergüter als ein eigenes und neues neben den der mittelalterlichen Produktion aufgefasst zu werden anfing’. Dies verdeutlicht das sprunghafte Anwachsen der Tagelöhnerfamilien von einer im Jahre 1694 über zwei 1710 und vier 1756 auf 17 im Jahre 1765 neben 16 Bauern- und Kossätenfamilien’ (Brinkmann S. 82).“

[16] Geschwister der Catharina Elisabeth Wesenberg: Baltzer Gottfried Wesenberg, geb. Wustrau 22. Dezember 1736; Andreas Wesenberg verh. I. NN, verh. II.: Anna Schultze 1751. Kinder aus dieser Ehe: 1. Carl Christian Wesenberg, Pächter zu Lüchfeld /Mark verh. Marie Elisabeth Schröder, geb. 28.10.1738; 2. Johann Christoph Wesenberg, Verwalter in Dessow/Mark verh. Charlotte Ebert; Amtmann in Wustrau/Mark; Joachim Christoph Wesenberg, verst. 11.5.1758, verh. 7.2.1750/1751 Catharina Böse; 3: Carl Jakob Friedrich Wesenberg verh. Catharina Sophie Schröder 1759. Weitere Stammfolge siehe Nora Aurelia Keymling, in: http://familytreemaker.genealogy.com/users/b/r/u/Katja-Bruhnkeymling/BOOK-0001/0004-0011.html#CHILD134742531 (Stand Januar 2013).

[17] Zweite Ehe des Georg Baath: Wustrau, 3.1.1741 mit Dorothea Sophie Frantz, Tochter des Küsters zu Wustrau.

[18] Tochter des Adam Wernecke (Wirnings), Bauer zu Sommerfeld und der Katharina Stendel.

[19] Hanspeter Fritzsche und Karl-Joachim Giese (1999): Eine Reise in die Vergangenheit: Die ehemaligen Gutshäuser von Groß und Klein Behnitz im Havelland, in: http://www.havelland-kiosk.de/site_350.html (Stand Jan. 2012): „...Durch die Heirat kamen die Güter Behnitz in den Besitz der Familie von Itzenplitz.
Von Itzenplitz stieg zum Kommandeur des Regimentes Nr. 13 auf. 1758 erhielt er den Schwarzen Adlerorden. Die Güter in Behnitz hatte er bei der Erbauseinandersetzung mit den beiden Schwestern seiner Gattin mit erheblichen Belastungen übernommen.
1753 bestellte General von Itzenplitz den 22 Jahre alten Johann Christoph Wöllner zum Hofmeister seines damals 13-jährigen Sohnes Friedrich. 1754 berief er ihn auch zum Pfarrer der Gemeinden Groß und Klein Behnitz.
Wöllners Ehrgeiz ging jedoch über den eines Dorfpfarrers hinaus. Er legte 1780 sein Amt nieder, weil sein Interesse der Landwirtschaft galt. Als 1759 General von Itzenplitz an seiner Verwundung starb, bot sich eine Gelegenheit. Wöllner besaß das Vertrauen seiner Gutsherrin, Charlotte Luise von Itzenplitz, die ihm 1760 die Verwaltung ihres Gutes übertrug. 1762 pachtete Wöllner das Gut von ihr. Nach Ihrem Tode 1770 trat Wöllner als Kammerherr in die Dienste des Prinzen Heinrich, des jüngeren Bruders Friedrichs des Großen.
Die Generalin Charlotte Luise von Itzenplitz wurde in der Erbgruft in Groß Behnitz beigesetzt. Erben waren der 1740 geborene Sohn Friedrich Wilhelm Gottfried und die Tochter Charlotte Amalie Wöllner.
Friedrich Wilhelm Gottfried von Itzenplitz übernahm die Güter Behnitz und das Stammgut der Familie in Jerchel. Er erhielt die Würde eines Domherrn von Havelberg.
1780 vermählte er sich mit Auguste Luise von Eikstedt aus Skanderbeg in Jütland.
1771 kam es zwischen den Geschwistern von Itzenplitz zu einem Erbvergleich. Der Wert der beiden Güter wurde auf 88.000 Taler festgelegt (Klein Behnitz 28.000 Taler). Die von Wöllner angelegten großen Maulbeerplantagen wurden diesem auf Lebzeiten überlassen. Er bekam eine Abfindung von 53.745 Talern. 
Friedrich Wilhelm Gottfried von Itzenplitz starb 1772 mit 32 Jahren. Er wurde neben seiner Mutter im Erbbegräbnis in Groß Behnitz beigesetzt.
Einziger Erbe war sein noch minderjähriger Sohn Peter Ludwig Alexander Johann Friedrich von Itzenplitz. Als Vormund des jungen Gutsbesitzers werden der Geheime Revisionsrat Schüler, der Syndicus Hugo und der Justizrat Lemke genannt. Beide Güter wurden verpachtet. In Klein Behnitz waren Ende des 18. Jahrhunderts Amtmann Itzels und später Wasmannsdorf Pächter, in Groß Behnitz George Mathias BAATH.
BAATH bewirtschaftete das Gut von 1773 bis zu seinem Tode 1781. Sein Grabstein steht an der Kirche in Groß Behnitz. Die Pacht übernahm der Neffe Carl Friedrich BAATH bis zum Jahre 1794, in dem der junge Itzenplitz mündig wurde...“

[20] Siehe hierzu Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, II. Bd. Das Oderland, Das Oderbruch und seine Umgebung, Cunersdorf: „ Graf und Gräfin Itzenplitz 

1803 – 1848. General Lestwitz hatte eine einzige Tochter, die Frau von Friedland gehabt, an die Cunersdorf-Friedland und die dazu gehörigen Güter übergegangen waren. Frau von Friedland hatte wiederum eine einzige Tochter: Henriette Charlotte, die nun das reiche Erbe antrat. Diese einzige Tochter, Henriette Charlotte von Borcke, geb. zu Potsdam am 18. Juli 1772, vermählte sich am 23. September 1792 mit dem eben damals zum Kriegs- und Domänenrat ernannten Peter Alexander von Itzenplitz, geb. am 24. August 1768 zu Groß-Behnitz im Havelland, eine Vermählung, infolge deren das Lestwitzerbe an die Familie Itzenplitz überging. Gleich nach der Hochzeit trat das junge Paar eine besonders auch auf landwirtschaftliche Zwecke gerichtete Reise nach Holland und England an. Während dieses Aufenthaltes in England schrieb von Itzenplitz, auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Ministers von Struensee, verschiedene Berichte über landwirtschaftliche und kommerzielle Fragen, worin er seine Beobachtungen und seine Ansichten über das, was sich seinem Auge dargeboten hatte, niederlegte. Diese landwirtschaftliche Reise dehnte sich bis ins zweite Jahr hinein aus. Das junge Paar würde gern auch Frankreich besucht und die Agrikulturverhältnisse dieses Landes kennengelernt haben, wenn nicht die französische Revolution, die eben damals auf ihrer Schreckenshöhe stand, die Ausführung dieses Planes verhindert hätte. Bei der Rückkehr erwies sich die Reise von den segensreichsten Folgen für die Bewirtschaftung der eigenen Güter. Besonders waren es die englischen Verhältnisse, denen, als einem Vorbilde, nachgestrebt wurde. In allem sah sich von Itzenplitz von seiner Gemahlin unterstützt, die den Geist ihrer Mutter geerbt hatte und namentlich nach dem Tode dieser die Verwaltung der Güter mit einer dort heimisch gewordenen Umsicht und Energie betrieb. Von 1794–1804 war von Itzenplitz Landrat des Havelländischen Kreises. In dieser Zeit machte er auch die Bekanntschaft Thaers, der das junge Itzenplitzsche Paar auf Schloß Cunersdorf im Hause der damals noch lebenden Frau von Friedland kennenlernte. Die Beziehungen gestalteten sich so freundschaftlich, daß im Jahre 1803, bei Gelegenheit der französischen Okkupation Hannovers, Thaer seine Frau und Töchter zu größerer Sicherheit nach Cunersdorf schicken konnte, wo sie von dem Itzenplitzschen Ehepaar auf das fürsorglichste aufgenommen wurden. An anderer Stelle habe ich ausführlicher erzählt, wie es vorzugsweise die freundschaftliche Vermittelung Itzenplitzs war, die im Jahre darauf (1804) zur Übersiedelung Thaers von Celle nach Möglin führte. Itzenplitz befürwortete jene günstigen Bedingungen, ohne welche Thaer seine alte sichere Stellung nicht hätte aufgeben können, um eine neue, immerhin unsichere, anzutreten. 1804 legte von Itzenplitz sein Landratsamt nieder, um sich ausschließlicher der Verwaltung seiner Güter widmen zu können. 1810 indes zum Geheimen Staatsrat und Generalintendanten der Domänen und Forsten ernannt, gab er sich ganz dieser schwierigen Verwaltungstätigkeit hin, doppelt schwierig und verantwortungsvoll eben damals, wo die Kriegsdrangsale die Veräußerung der Königlichen Domänen nötig machten. Er blieb in dieser verantwortungsvollen, das höchste Vertrauen bekundenden Stellung bis 1814, wo er ausschied. Das Jahr darauf ward er wegen seiner in den Kriegsjahren betätigten aufopfernden Vaterlandsliebe in den Grafenstand erhoben, während zugleich auf seinen und seiner Gemahlin Wunsch das Wappen des inzwischen ausgestorbenen Lestwitzschen Geschlechts mit dem Itzenplitzschen Wappen vereinigt wurde. Seit 1815 lebte Graf Itzenplitz auf seinen Gütern, namentlich auf Cunersdorf. Das Beispiel, das seine und seiner Gemahlin Art der Güterbewirtschaftung sowohl in der Mark wie in Pommern gab, hat in beiden Provinzen höchst segensreich gewirkt und die Agrikultur weiterer Distrikte auf eine höhere Stufe gehoben. Aber der im besten Sinne reformatorische Eifer des gräflichen Paares beschränkte sich nicht auf Ackerbestellung und Bodenkultur, auch die schwierigen Verhältnisse der Gutsherrschaft zu den Bauern wurden auf den Itzenplitzschen Gütern durch freies Übereinkommen geregelt und die Hofedienste in mäßige Geld- und Kornabgaben umgewandelt, lange bevor an eine Gesetzgebung von 1811 gedacht war. Ebenso sind bei allen Gemeinheitsteilungen und Servitutsablösungen die Itzenplitzschen Güter immer Muster und Vorbild gewesen. Graf Peter Alexander von Itzenplitz starb am 14. September 1834 zu Groß-Behnitz im Havellande; seine Gemahlin zu Berlin am 13. April 1848. Die Herrschaft Friedland ging an den zweiten Sohn, den Grafen Heinrich August Friedrich von Itzenplitz (geb. den 23. Februar 1799) über.“

[21] Nach 1802 hatte Karl Friedrich Schinkel eine Gutsanlage ausgeführt, die ungebrochen den Ruf als einer der schönsten Wirtschaftshöfe der Mark Brandenburg genießt. Um einen achteckigen Hof sind Wohn- und Wirtschaftsgebäude gruppiert, an die sich zwei lang gestreckte Scheunen anschließen. Hierzu gehören die ebenfalls an der Straße gelegenen Landarbeiterhäuser mit kleinen Stall- und Wirtschaftsgebäuden. Gleich am Eingang, wo sich der Park öffnet, befindet sich ein Denkmal, welches an Karl Friedrich Baath erinnert, jenem Königlichen Amtsrat und Generalpächter von Sachsendorf, der 1802 nach Schinkels Entwürfen den Gutshof erbauen ließ.

[22] Siehe hierzu Theodor Fontane, der dem Amtsrats Carl Baath in dem Buch ‚Denkmal Albrecht Thaer´s zu Berlin – Entworfen von Chr. Rauch, Ausgeführt von Hugo Hagen’ (Verlag von Wiegandt und Hempel, Berlin, um 1865) folgenden Abschnitt gewidmet hat. S. 38: „Carl Baath, Köngl. Amtsrath, geb. den 19. August 1757, pachtete im Jahre 1791 die im Oderbruch belegene Domaine Sachsendorf mit den Vorwerken Werder und Seelow. Er brachte diese Domaine, auf welcher bis dahin kein Pächter mit Erfolg gewirthschaftet, in schwunghaften Betrieb, genoss im ganzen Oderbruch und darüber hinaus einen hohen Ruf als praktischer Landwirth, diente den Landwirthen dieser Gegend zum Muster und erwarb sich vor Allem durch zweckmässige Entwässerungen, Einführung des Rapsanbaus und Ausbreitung der Kartoffel-Kultur, ein grosses Verdienst um die Bewirthschaftung des Oderbruchs. Seine mit der praktischen Tüchtigkeit verbundene Geschäftskenntnis und Gewandtheit veranlasste die Königl. Regierung, ihn in allen landwirthschaftlichen und ländlichen Angelegenheiten überhaupt zu Rathe zu ziehen. Einen Ruf in das Ministerium oder zur Bildung eines landwirtschaftlichen Ministeriums lehnte er jedoch ab. Er wollte seinem praktischen Berufe treu bleiben und dieser eröffnete ihm in dem im Jahre 1808 erfolgten Erwerbe des Rittergutes Behlendorf und in der ihm in den Kriegsjahren anvertrauten Oberaufsicht über andere benachbarte Güter, eine noch erhöhte Wirksamkeit. Es konnte nicht fehlen, daß der Staatsrat Thaer, der Lehrer und Begründer der rationellen Landwirthschaft, den Bestrebungen und Leistungen, welche Baath auf den seiner Bewirthschaftung anvertrauten Gütern entwickelte, seine volle Aufmerksamkeit schenkte und durch häufige Besuche auf der Domäne Sachsendorf, seine Schüler auf die Wirksamkeit eines Mannes hinwies, der in der Praxis das ausführte und bestätigte, was sein eigener forschender Geist als das Richtige erkannte. Auf diese Weise entspann sich, begünstigt durch die Nähe der beiden Güter Möglin und Sachsendorf und gegründet auf persönliche Liebenswürdigkeit, zwischen beiden Männern ein reger wissenschaftlicher und freundschaftlicher Verkehr, welcher ununterbrochen bis zum Jahre 1816 fortdauerte, wo Baath am 3. Februar seiner rastlosen Wirksamkeit durch den Tod entrissen wurde.“

Das 1856–1859 von Christian Daniel Rauch geschaffene und nach dessen Tod von Hugo Hagen (1818/20–1871) vollendete Denkmal steht seit 1949 im Lichthof der Landwirtschaft-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität. Ursprünglich auf dem Schinkelplatz neben dem Beuthdenkmal und dem Schinkeldenkmal plaziert, stellt es Albrecht Thaer in dozierender Haltung dar. Von den ursprünglich acht Sockelreliefs aus Bronze sind nur noch drei erhalten. Diese zeigen u.a. den Agrarwissenschaftler Johann Heinrich von Thünen (1783–1850), Carl BAATH sowie anderen Zeitgenossen Thaers und weisen landwirtschaftliche Szenen auf. Eine Replik des Denkmals wurde – von Ernst Freiberger gesponsert – im Juli 2000 wieder auf dem Schinkelplatz aufgestellt.

[23] Werner Heegewaldt, a.a.O., S. 182): „... Herausragende Beispiele sind die Geschlechter Bütow und Kienitz, die im Untersuchungszeitraum acht bzw. sieben Generalpächter stellten, BAATH, Bayer, Karbe und Stropp mit fünf sowie Fleischmann und Lietzmann mit je vier Amtleuten. Weitete man den hier nur auf die Generalpacht von Domänen fokussierten Blick auf andere Arten von Pachtgütern aus und bezöge benachbarte preußische Landesteile ein, vergrößerte sich die Zahl noch erheblich. Im Einzelfall gelang es den Familien bis zu einer Dauer von hundert Jahren die Pacht zur Familienpfründe auszugestalten. So lange wirtschaftete die Prignitzer Familie Stropp auf dem Amte Zechlin und sogar 130 Jahre auf der damit verbundenen Glashütte. Die Karbes nutzten 96 Jahre lang Gramzow/Uckermark und daneben noch Chorin und das Joachimsthalsche Schulamt Neuendorf, die Kienitz 61 Jahre das Amt Friedrichsthal bei Oranienburg und die Familie Bütow über 50 Jahre hinweg die beiden Ämter Storkow und Stahnsdorf. Abgesehen vom Pächterelternhaus bietet sich ein vielgestaltiges Bild sozialer Herkunft aus den unterschiedlichsten Berufen und Schichten. Als wichtigste Gruppen sind die landesherrliche und städtische Beamtenschaft (zusammen 14%), die Pfarrer (9 %) und die Gewerbetreibenden (7 %) zu nennen. Bei den landesherrlichen Amtsträgern (10,5 %) sind hierarchisch gesehen die mittleren und unteren Beamten (z.B. Sekretäre, Steuereinnehmer, Förster etc.) am stärksten vertreten. Dies gilt um so mehr als die hier getrennt erfassten Generalpächter aus demselben Elternhaus (67 oder 22 %) auch zur Gruppe der subalternen landesherrlichen Amtsträger gehören, auch wenn sie ihre Doppelfunktion als Amtleute und Landwirte eine Sonderrolle einnahmen...“ S.184: „Die Domänenpächter aus der bäuerlichen Bevölkerung sind zwar mit unter fünf Prozent quantitativ von nur geringer Anzahl. Aus ihnen rekrutierte sich aber ein wesentlicher Teil der Pächterdynastien, die über mehrere Generationen hinweg in Zeit- später auch Erbbesitz auf dem Lande ansässig waren. Entsprechende Beispiele (BAATH, Bayer, Karbe) wurden bereits genannt. Differenziert man die bäuerliche Herkunft weiter nach Besitzverhältnissen der Bauerngüter, so zeigt sich daß vor allem Inhaber guter Besitzqualitäten wie z.B. Lehnsschulzen und Erbkrüger unter den Domänenpächtern zu finden sind. Aber auch Müller, Pachtschäfer und in geringem Maße auch Inhaber kleinerer Bauerngüter schafften es durch Kreditaufnahmen, Kommissionsgeschäfte und das typische ‚Hochpachten’ von kleineren zu immer größeren Gütern in Besitz eines Domänenamtes zu kommen. Da die Herkunft gerade in dieser Gruppe nur sehr schwer zu ermitteln ist, muß mit einer entsprechenden Dunkelziffer gerechnet werden...“ S. 185: „Zur Bildung. Die Bildung der Pächter war vor allem eine praktische und empirische. Die angehenden Landwirte erwarben ihre Kenntnisse und Erfahrungen auf den Pachtgütern ihrer Eltern und Verwandten oder durch mühsame und lange Lehrjahre als Wirtschaftsschreiber, Amtsaktuare und Administratoren, bevor sie sich selbst in kleineren Pachtungen versuchten, seien es nun Amtsvorwerke oder adlige Güter. ...“ S. 186: Eine Auswertung der Matrikel der Landesuniversitäten Frankfurt (oder) und Halle (Saale), sowie umliegender Territorien (FN 20: Überprüft wurden die gedruckten Matrikel von Erlangen, Erfurt, Frankfurt (oder), Göttingen Greifswald, Halle (auch die handschriftliche Matrikel von 1742 – 1800 im Universitätsarchiv), Helmstedt, Jena (edierte Matrikel bis 1764), Leipzig, Königsberg/Preußen, Rostock und Wittenberg) ergab, daß für ungefähr ein Viertel (77) der Domänenpächter ein akademisches Studium nachweisbar ist. Die Rechtswissenschaften dominieren als Studienrichtung (41 oder 53 %) unter den akademisch gebildeten Beamten, gefolgt von der Theologie (11 oder 14 %). Bei 30 Prozent der Studenten (23) enthalten die Matrikeln keinerlei Angaben über die Studienrichtung. Über die Zahl der Studenten, die ein kameralwissenschaftliches Studium absolvierten, lässt sich auf Grund der Matrikeln keine verlässliche Aussage machen. Die beiden Universitäten Frankfurt (Oder) und Halle (Saale) verfügten zwar sein 1727 über entsprechende Lehrstühle, und die Domänenverwaltung bildete einen zentralen Lehrinhalt, die Kameralia erscheinen aber nur selten als eigenes Immatrikulationsfach und sind daher statistisch wenig fassbar...“

[24] Wilhelm Treue, Preußens Wirtschaft vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Nationalsozialismus § 13 Preußische Staatswirtschaft nach 1866/51, in: Handbuch der Preußischen Geschichte. Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin. Hrsg. von Otto Büsch, Bd. II, Das 19. Jahrhundert und Große Themen der Geschichte Preußens, Berlin, New York, 1992, S. 562.

[25] Richert, a.a.O., S. 508-509: „Ein gutes Beispiel für den Hang zur Endogamie innerhalb der eigenen Sippe und zwischen Gliedern nahe stehender Blutskreise bietet das Geschlecht Karbe selbst, bei dem seit 1873 6-mal eine Eheschließung blutsverwandter Namensträger erfolgte. Darüber hinaus gab es in dieser Familie vielfache Verwandtenehen, vor allem mit den Landwirtsfamilien BAATH und Schulze, die wiederum unter sich und untereinander sehr häufige eheliche Querverbindungen eingingen... Auch bei den Baaths gab es ähnliche Sippenverflechtungen; viermal kam es zu Ehebindungen Baath – Baath, je dreimal zu Baath – Karbe, und Baath – Schroeder. Doppelverbindungen gab es mit den Familien Heinrich, Krause und Rehfeldt. Im übrigen waren alle diese Familien mit den bekannten Gutsbesitzerfamilien der Nachbarschaft verschwägert, von denen hier u.a. zu nennen wären: Cochius, Clausius, Goldschmidt, Repke, Meyer, Heinse, Krahmer, Rumland, Marquard, Scherz, Badicke, Beuster, Schultze, Treichel, Herold, Zarnack, Graff, Fabricius, Schulz, v. Gerlach, Koppe, Germershausen, Kienitz und viele andere in einem weit gespannten Rahmen von Familienverflechtungen.“

[26] Heegewald, a.a.O., S. 193.

[27] Evang. Kirche – Garnisonsgemeinde - KB Preuß. Kadettenhaus Berlin 1800, S. 64 (Geburt), Verzeichnis der Gestorbenen bey dem Königl. Adl. Cadetten Corps und der Academie militaire im Jahre 1800, S. 46.

[28] KB Langen Aufgebotene und Getraute der Jahre 1838/1839 Nr. 153.

[29] Bei Pawel-Rammingen nicht verzeichnet; siehe hierzu: KB Langen, Aufgebote und Getraute im Jahre 1837 und 1838, Nr. 148.

[30] Weitere Kinder, nicht bei Pawel-Rammingen aufgeführt: Wilhelmine Friederike Charlotte Bath, geb. Langen 10. 9.1807. Paten: Der Prediger Gottl. Zander in Walchow, Frau Jaenicke aus Rhinow, Frau Amtmann Heinse, Mademoiselle Paris (Friederike) ...(?). KB Langen Gebohrne und Getaufte April, August und September des Jahres 1807, Nr. 104.

Heinrich Leopold Baath, geb. Langen 13.8.1810, get. 13.10.1810. Paten: Gottlieb Zander, Kaufmann in Berlin, Heinrich Bath, Amtmann; Carl Wesenberg, Oeconom; Frau Prediger Zander in Walchow; Demoiselle Sophia Bath. Quelle: KB Langen- Gebohrne und Getaufte 1810, S. 37. Aufzeichnungs-URL: https://search.ancestry.de/cgi- bin/sse.dll?indiv=1&db=BrandenburgChurch&h=1370143 - Zugriff: 10.12.1017.

Heinrich Friedrich Anton Bath, geb. Langen 25.3.1812, get. 10.4.1812. KB Langen Gebohrne und Getaufte, 1812, S. 48 - Zugriff: 10.12.1017.

Antonie Auguste Philippina Bath, geb. Langen 8.8.1813, get. 12.9.1813. KB Langen Gebohrne und Getaufte Januar, Merz, April, August 1813 S. 51- Zugriff: 10.12.1017.

Theodor Alexander Welff Joachim, geb. Langen 18.6.1818, get. 13.7.1818. KB Langen Gebohrne und Getaufte November und Dezemter 1817 und Februar, März, Mai, Juni 1818, S. 73/74 - Zugriff: 10.12.1017.

[31] Der Heiratsort ist eindeutig Langen, nicht wie bei Pawel-Rammingen angegeben, Bienenwalde. KB Langen Aufgebote und Getraute 1849-1874.

[32] Sohn des Pfarrers Friedrich Ernst Steudener und der (Heirat: Wustrau 7.9.1802) Dorothea Charlotte Elisabeth Caroline Bath, einer Tochter des Wilhelm Bath. Dieser war Bürgermeister und Rathsmann in Lindow. Siehe hierzu: KB Wustrau 1794-1834. Geborene und Getaufte des Jahres 1809 sowie Getraute im Jahr 1802. Wahrscheinlich identisch mit dem bei Pawel-Rammingen, a.a.O., S. 6 angegeben Wilhelm Bath, get. Karwe 16.10.1744, vert. Wustrau (?) im Mai 1815, begr. Lindow 27.5.1815, Erbpächter zu Ribbeck (Kr. Westhavelland). Er verheiratete sich zu Ribbeck (?) 18.6.1770 mit Sophie Henriette Elisabeth v. Quast, geb. um 1742, verst. Lindow 18.4.1804. Bei Pawel-Rammingen angegeben: 6 Kinder, davon lediglich angegeben: Friedrich Wilhelm August B., get. Lindow 19.5.1778, verst. 22.8.1779.

Friedrich Ernst Steudener war der Sohn des Pfarrers Christoph Friedrich Ernst Steudener (geb. 1771, verst. 2.6.1845 zu Wustrau).