Foto mit freundlicher Genehmigung des Verlages Edition Rieger, Karwe (www.edition-rieger.de)

 

Grußwort zum 150-jährigen Bestehen der Langener Kirche

„Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“

Hebräer 13,8

Schon in meiner Vikariatszeit 1991 in Neuruppin begrüßte mich der Langener Kirchturm im mir nun Heimat gewordenen Ruppiner Land. Mit meiner Entsendung 1993 in den Pfarrsprengel Wustrau lernte ich den Bau in seiner schlichten Erhabenheit nicht nur näher kennen. Vielmehr weiß ich seit dem auch um den bedenklichen baulichen Zustand. Um so mehr hat es mich gefreut, dass mit der Gründung des „Fördervereins Stüler-Kirche e.V.“ 1997 über das kirchengemeindliche Interesse hinaus in der Dorfgemeinschaft deutlich wurde: der „Langener Dom“ muss erhalten bleiben. So gilt mein Dank den Langenern – durch die 150 Jahre Geschichte hindurch – in ihren Bemühen um diesen Kirchenbau und damit das lebendige Gemeindeleben.

Die Ausstrahlungskraft dieser Kirche als Ort der Begegnung mit dem Gott des Trostes, der Kraft und der Zuversicht mag auch weiterhin Kräfte und Ausdauer binden, sie zu erhalten.

So grüßt sie zum Jubiläum

Ihre Rose Möllhoff-Mylius, Pfr´in

 


Hilfe durch Selbsthilfe – Rettung des Kirchengebäudes im Jahre 1972

 

(Foto Privatbesitz Dr. Martin Möllhoff-Mylius)

 

Dass sich die Kirche Anfang der 90er Jahre überhaupt noch in einem Zustand befand, der eine zukunftsgerichtete Renovierung rechtfertigte, ist den über viele Monate hinaus gehenden Arbeitseinsätzen der Langener Bevölkerung im Jahre 1972 zu verdanken.

Seit Beginn der 60er Jahre war die Bausubstanz durch Schäden am Dach und jahrelang anhaltenden Wassereintritt schwer geschädigt. Die letzte Reparatur fand im Jahre 1952 statt. Nach Einschätzung des seinerzeitigen kirchlichen Bauamtes, die den baulichen Zustand der Kirche unter der Kategorie „C“ fasste, stand einer (dann auch nur notdürftigen) Renovierung der Kirche ein Kostenaufwand von 56.000 Mark gegenüber, so dass das Konsistoriums den Rat gab, die Kirche aufzugeben bzw. dem Rechtsträger zur Verfügung zu stellen. Als gänzlich aussichtslos galt die Gestellung jeglicher finanzieller Mittel für die dringend benötigten Reparaturarbeiten. Staatliche Hilfe war nicht zu erwarten. Der schlechte Zustand des Baukörpers zog eine seinerzeitig verhängte Kirchenabsperrung an der Südseite des Gebäudes nach sich. Sichtbar waren zudem Schäden an Dach und Decke der Friedhofshalle, die zu verfallen drohte.

In dieser aussichtslosen Situation fand unter Vorsitz von Pfarrer Erwin Prätz und den Mitgliedern des Gemeindekirchenrates ein Diskussionsabend mit Gemeindemitgliedern statt. Eine Einzelspende aus dem Westen zeigte einen Lichtblick. Im Gemeindebrief konnte auf die verfahrene Situation hingewiesen werden, wobei jedoch ein Sammlungsaufruf ebenso wie eine Haussammlung aufgrund staatlicher Intervention unterbleiben musste. Bereits zum Zeitpunkt der Austeilung des Gemeindebriefes wurde – um ein sichtbares Zeichen zu setzen – schon mit der Renovierung der Friedhofskapelle begonnen. Wenngleich der Gemeindekirchenrat mit der Gestellung einer größeren Summe einen Anfang machte, war doch die Reaktion auf den Gemeindebrief überraschend und unerwartet:

Ein wahres Feuerwerk baulicher Aktivitäten und ehrenamtlicher Hilfen ging von Mitte Februar bis Ende Juli des Jahres 1972 über dem Kirchengebäude auf. Pfarrer Prätz fasste diese Ereignisse unter dem Datum des 7. März 1973 im Rahmen eines Berichtes für die Kreissynode und für die Chronik im Protokollbuch Langen stichpunktartig zusammen:

  • Friedhofskapelle vergrößert – Decke geputzt – Dach umgedeckt, Dachstuhl repariert, Ausmalung;
  • Gestühl von der Empore in der Kirche als Sitzbänke für 35 Personen umgearbeitet (außer 20 Stehplätzen).

An 5 Wochenenden (Sa/So) waren ca. 20 bis 25 Gemeindeglieder tätig (darunter verschiedene Nichtmitglieder Kirche):

  • Nächste Schritte: Reparatur des Kirchendaches; Nordseite ausgebessert alle Ziegel verdrahtet, verschmiert (3 Wochen); Südseite Schiefer besorgt, 3 Dacherker beseitigt:
  • Arbeitsbelehrung und Versicherung abgeschlossen. Schutzrüstung angefertigt, Steigeisen u.a. Dachschalung ausgebessert und nachgenagelt, 2 Balken erneuert, 250 qm Schiefer – 250 qm Ziegel;
  • Runde Apsis erneuert, dto. Südeingangvorbau;
  • Turmspitze ausgebessert, Dachfirst ca. 25 m hoch.

An 7 Wochenenden:

  • Eingangstüren geschweißt (Belüftung und Schlitz);
  • Putzschäden im Inneren der Kirche beseitigt (Rüstung und Leiter);
  • Ausmalung – Altarbeleuchtung neu installiert;
  • Elektrisches Geläut funktionsfähig gemacht;
  • Turmuhr repariert (seit 1953 nicht mehr in Gang mit Schlag);
  • Friedhofssteige begradigt, mit Kies ausgefüllt;
  • Friedhofswagen angefertigt;
  • Friedhofstor gestrichen;
  • Reinigung der Gebäude durch ca. 25 Frauen;
  • Treppenaufgang Straßenseite Pfarrhaus betoniert.

 

Durch sog. Aufruf-Spenden konnten Frühstück und Kaffee für die Reparaturbrigade gegeben werden.

  • Die Gesamtzahl der freiwilligen Helfer betrug über 70 Personen (auch Nichtglieder der Kirche);
  • Die Arbeitsdauer ging von Mitte Februar bis Ende Juli;
  • Die eingegangen Spenden betrugen insgesamt 5.700 Mark;
  • 80% der Arbeiten wurden ehrenamtlich geleistet;
  • Nur die Dachdeckerarbeiten wurden bezahlt und Teile der Maurerarbeiten;
  • Für Material wurde das meiste Geld ausgegeben.
  • Bei der Wahl des Kirchengemeinderates 1972 nach Abschluss der Renovierung zeigte sich als Echo eine Stimmabgabe von 190.
  • Der Einweihungsgottesdienst am 17.9.72 war mit ca. 120 Teilnehmern gut besucht.

 


Grußwort zum 150-jährigen Bestehen der Langener Kirche von Pfr. i.R. Erwin Prätz

 

Anmerkung: Pfr. Prätz unterlag in der retrospektivischen Bewertung einem Irrtum. Der Einsatz um die Rettung der Kirche erfolgte nicht wie dargestellt 1966/1967, sondern ausweislich des Protokollbuches im Jahre 1972.